Dimensionen von Diversität
Die Naturwissenschaftliche Fakultät hat mit großem Erfolg den zweiten Gender- und Diversity-Tag am 16. Mai 2022 veranstaltet. Wie finden sich Studierende aus Arbeiterfamilien, die als erstes Kind aus der Familie studieren, in der Hochschulwelt zurecht? Wie erleben Studierende, die queer sind oder aus fernen Ländern in Hannover an der Leibniz Universität studieren, den Umgang im universitären Alltag? Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des interaktiven Dialog- und Austauschforums während der ganztägigen Online-Veranstaltung. „Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz auf unseren Gender- und Diversity-Tag“, freut sich Dr. Barbara Höft-Lessdorf, Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät), „und wir haben wertvolle Impulse für unsere Fakultät erhalten“.
Vom (Un-)bewusstsein der Diskriminierung
Input aus der Wissenschaft, der beruflichen Beratungspraxis und persönliche Erfahrungsberichte betroffener Personen in Kombination mit Übungen und Workshops standen auf der Agenda des Tages. Die Referentinnen und Referenten gaben den Teilnehmenden Einblicke in die verschiedenen Diversität-Dimensionen, halfen bei der Sensibilisierung und informierten über Handlungsmöglichkeiten zu einer besseren Praxis im Umgang mit Diversität. Ziel des Tages war es, den Kulturwandel innerhalb der Naturwissenschaftlichen Fakultät zu fördern, damit Gendergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt umgesetzt und gelebt werden können. Das interaktive Dialog- und Austauschforum wurde vom Team der Gleichstellungsbeauftragten für alle Statusgruppen der Fakultät und Einrichtungen der LUH organisiert. Immer wieder die Essenzen zusammengetragen und zum Austausch eingeladen hat Sabine Jürgens-Krenzin (Kommunikationspiloten, Lüneburg), die als professionelle Moderatorin durch den Tag führte.
Den Einstieg in die Thematik lieferte Dr. Isabel Sievers (Beauftragte für Diversity Management, LUH) mit einem kurzen Impulsreferat „Dimensionen von Diversität: Faktenlage im Alltag von Wissenschaft und Studium“. Daraufhin folgten drei spannende Impulsvorträge, die um Erfahrungsberichte aus der Perspektive von direkt Betroffenen bereichert waren. Diese führten den Teilnehmenden die Probleme der Betroffenen sehr anschaulich vor Augen und gaben Möglichkeiten zur Selbstreflexion. So sprachen Anika Werner (Arbeiterkind.de) und Dr. Timo Kleiner-Schäfer (Universität Marburg) über ihre Erfahrungen von struktureller Gewalt und Diskriminierung bei Studierenden der ersten Generation. Die Thematik Queer/LGBTIQ* wurde von Yascha Hieronimus und Linus Schilling (beide AndersRaum e.V, Hannover) aufgegriffen und erläutert. Der abschließende Impuls von Dr. Olga Zitzelsberger (TU Darmstadt), Arthur Ndonfack Dakeng (M. Sc. Chemie, LUH) und Sofía Maribel Campos Munguia (B. Sc. Life Science, LUH) gab Einblicke in internationale Diversitätsbereiche und Empfehlungen für eine bessere Umsetzung in der Praxis. Alle Themen wurden im Laufe des Tages in intensiven Diskussionen und den nachmittags stattfindenden Workshops wiederaufgenommen.
Gemeinsame Schlussfolgerung war, dass Privilegierte kein Gespür dafür haben, wie es ist, diskriminiert zu werden. Beispielsweise könnten gerade zu Beginn des Studiums Lehrende mehr gegen die Ausgrenzung Einzelner unternehmen, in dem Gruppenzusammensetzungen vorgegeben werden, anstatt sie zur freien Einteilung freizugeben. Für eine Bewerbung der LUH als transfreundlichen Campus muss u. a. die Namensänderung im System erleichtert werden. Um diese und weitere Impulse weiterzugeben, werden Weiterbildungsveranstaltungen mit einer möglichst hohen Reichweite zur Sensibilisierung benötigt.
Auf den Dialog kommt es an
Das Team der Gleichstellungsbeauftragten bedankt sich bei allen Beteiligten für das große Interesse und die aktive Beteiligung. Die erfolgreiche Veranstaltung mit Teilnehmenden aus allen Statusgruppen der Fakultät und darüber hinaus verdeutlicht das vorhandene Interesse an der Thematik und die Wichtigkeit, solche Austauschforen weiter zu fördern. Die Ergebnisse aus den Diskussionen und Workshops wurden im Plenum zusammengetragen und dienen dem Team der Gleichstellungsbeauftragten als wichtige Orientierung für zukünftige Handlungsfelder, die auch von Akteur*innen aller Statusgruppen in der Gleichstellungs- und Diversity-Arbeit an der Fakultät anzupacken und zu gestalten sind. In Kooperation mit den Fakultätsmitgliedern und weiteren Interessierten werden die Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich Gendergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt aufgegriffen, um zu einem langfristigen Kulturwandel beizutragen.
- Gender und Diversity an der Naturwissenschaftlichen Fakultät