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Naturwissenschaftliche Fakultät bleibt Heimat des Länderteams Deutschland für den Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

Naturwissenschaftliche Fakultät bleibt Heimat des Länderteams Deutschland für den Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

© Steffen Goldacker | BMWK
Staffelübergabe vom langjährigen Leiter des GEM-Länderteams Deutschland, Prof. Dr. Rolf Sternberg, Leibniz Universität Hannover (rechts im Bild) an die neue Doppelspitze: Dr. Christian Täube, RKW, Eschborn (mittig) und Prof. Christian Hundt, Leiter Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen, Braunschweig (links)

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist die weltweit größte und älteste Vergleichsstudie zu Gründungsaktivitäten und feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Prof. Dr. Rolf Sternberg vom Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie (IWKG) initiierte den GEM Ende der 1990er-Jahre gemeinsam mit Forschenden aus fünf anderen Ländern und leitete seitdem das Länderteam Deutschland. Zudem ist er Gründungsbeauftragter der Naturwissenschaftlichen Fakultät und Mitglied im Lenkungsausschuss Starting Business des Präsidiums. Anlässlich der Vorstellung des neuen GEM-Länderberichts Deutschland 2023/24 in den Räumlichkeiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) am 28. Juni 2024 in Berlin übergab Sternberg die Teamleitung an Prof. Dr. Christian Hundt, Professor für Wirtschaftsgeographie am IWKG der Leibniz Universität Hannover und Leiter des Thünen-Instituts für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen, sowie an Dr. Florian Täube (RKW Kompetenzzentrum, Eschborn). Somit ist die Leibniz Universität Hannover, und hier die Naturwissenschaftliche Fakultät, auch weiterhin an der Leitung des deutschen GEM-Teams beteiligt.

Herausforderungen für Gründungen in Deutschland

Der aktuelle GEM-Länderbericht 2023/24 verdeutlicht die Stärken und Schwächen Deutschlands bei den Gründungsaktivitäten und -einstellungen im Vergleich mit knapp 50 anderen Staaten. Die deutsche TEA-Gründungsquote (Quote der Gründungspersonen unter allen 18-64-Jährigen) ist mit 7,7 % die zweithöchste hierzulande seit Beginn der GEM-Datenreihe, was allerdings unter den 46 im Referenzjahr 2023 teilnehmenden Staaten nur Rangplatz 37 bedeutet. Besonders aktiv sind die 25- bis 34-Jährigen mit einer TEA-Quote von 13,3 Prozent. Die Gründungsquote der 18- bis 24-Jährigen hat sich seit 2017 mehr als verdreifacht. Weniger erfreulich ist der anhaltend große Gendergap (auch verglichen mit anderen OECD-Ländern): Die Gründungsquote der Männer lag 2023 bei 9,3 % und damit deutlich über jener der Frauen (5,9 %).

Die GEM-Studie zeigt, dass die Gründungsaktivitäten in Deutschland langfristig zugenommen haben. Der Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die im Gründungsprozess sind oder sich in den letzten 3,5 Jahren selbstständig gemacht haben, ist höher als vor 25 Jahren. Allerdings hat die Gründungsdynamik seit 2019 abgenommen, und Deutschland fällt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zurück.

Weitere wichtige Aspekte des neuen GEM-Länderberichts sind u. a. die Gründungen von Menschen mit Migrationshintergrund, die Innovativität junger Unternehmen, die Pandemieeffekte für die Gründungsneigung, die individuellen Gründungsmotive sowie die gründungs- und wirtschaftspolitischen Implikationen der empirischen Befunde, auch was die ökologische und ökonomische Transformation anbelangt. Besonders bemerkenswert ist, dass sich die Finanzierungsmöglichkeiten für junge Unternehmen in Deutschland verbessert haben, obwohl weiterhin Lücken bei der Bereitstellung von Wagniskapital bestehen. Die Gründungsmotive haben sich ebenfalls gewandelt: Der Wunsch, die Welt zu verbessern, ist heute dominierend, während das Motiv, finanziellen Reichtum zu erlangen, vor allem bei Männern stärker ausgeprägt ist.

Bildung ist wesentlicher Schlüssel für Gründungen in Deutschland

Professor Sternberg betont, dass Bildung der zentrale Hebel zur Steigerung der Gründungsdynamik in Deutschland ist. Das deutsche Bildungssystem vermittelt nach wie vor überwiegend das Leitbild der abhängigen Beschäftigung und nicht die Selbstständigkeit als gleichwertige Alternative. Verbesserungen seien insbesondere in der schulischen Ausbildung erforderlich, um Unternehmergeist und Gründungskompetenz zu fördern. Die GEM-Studie weist auch auf Schwächen in der physischen Infrastruktur hin. Deutschland ist hier im internationalen Vergleich von Rang fünf (2003) auf Rang 39 (2023) gefallen. Darüber hinaus hemmen gesellschaftliche Normen und Werte das unternehmerische Selbstbewusstsein, da unternehmerisches Scheitern oft stigmatisiert wird.