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Antikörper aus Kieselalgen: Firmen­aus&shygründung entwickelt Schwangerschafts&shytest – vegan und plastikfrei

Antikörper aus Kieselalgen: Firmen­aus­gründung entwickelt Schwangerschafts­test – vegan und plastikfrei

Diese drei Teammitglieder kommen aus den Naturwissenschaften: Eva-Maria Plönnigs, Stas Hans und Dr. Alina Eilers (von links nach rechts)

Am Institut für Pflanzengenetik, Abteilung Pflanzenbiotechnologie, forscht die Arbeitsgruppe von Dr. Thomas Reinard bereits seit Längerem an nachhaltigen Produktionsverfahren für Antikörper. Anhand der Promotionsarbeit von Stas Hans konnte mit der Nutzung von Kieselalgen und einer umfassenden Optimierung des gesamten Prozesses ein Durchbruch erzielt werden: Inzwischen ist ein kompletter Workflow etabliert, der eine sehr hohe Ausbeute an Antikörpern vieler Formate (wie IgG, scFv-Fc, Fab2) ermöglicht.

Umweltfreundlich und tierversuchsfrei: ethisch vertretbare und nachhaltige Diagnostikprodukte

Anwendungsfälle für solche Antikörper, die meistens aus dem Blut eigens gezüchteter Mäuse extrahiert werden, gibt es viele, etwa Covid-19-Tests oder Schwangerschaftstests. Das wirtschaftliche Potenzial, das durch eine Abkehr von der teuren und auch mit Tierleid verbundenen bisherigen Methode zur Gewinnung von Antikörpern einhergeht, war der Ausgangspunkt für die Idee der Firmenausgründung: Im Frühjahr 2023 gewann das Team aus dem Institut für Pflanzengenetik den Gründungswettbewerb Startup-Impuls und konnte dank Unterstützung durch den Gründungsservice der Leibniz Uni Hannover (LUH) im August 2023 das Start-up Phaeosynt GmbH gründen.

Die Forschung am Institut betrieben in erster Linie Stas Hans, der Pflanzenbiotechnologie und Molekularbiologie studierte, die biologisch-technische Assistentin Eva-Maria Plönnigs, Dr. Maren Wichmann und Dr. Thomas Reinard. Mit der Firmenausgründung ergänzen das Team nun Dr. Alina Eilers, die den Studiengang Life Science absolvierte und schon in ihrer Promotion mit Schnelltests arbeitete, sowie die Wirtschaftswissenschaftlerin Stephanie Pfeil-Coenen. Anfänglich hatte das Start-up ein B2B-Geschäftsmodell im Blick, aktuell fokussiert es sich vor allem auf die Produktion des ersten veganen Schwangerschaftstests, der 2025 auf den Markt kommen soll.

In enger Kooperation mit der Arbeitsgruppe Reinard wird die Entwicklung weiterer Produkte erforscht. Beispielsweise entstehen im BMBF-Projekt AniSAN gerade neuartige sekundäre Antikörper. Auch diese sind vegan und bieten in vielerlei Hinsicht Vorteile gegenüber den aktuell auf dem Markt befindlichen Produkten, da sie im Gegensatz zu tierischen Antikörpern dauerhaft verfügbar sind und spezifischer ihr Antigen erkennen. Obwohl die Arbeiten an den neuartigen sekundären Antikörpern erst im April 2023 begonnen wurden, gibt es bereits Interessenten für diese neuartigen Produkte, die für viele wissenschaftlichen und medizinischen Labore interessant sind.
Auf diese Weise kommen Studierende, die in der Arbeitsgruppe an ihrer Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit arbeiten, bereits früh in Kontakt zu einer wirtschaftlichen Anwendung von Forschung und Wissenschaft und sind daher bestens auf die Zukunft vorbereitet.

Guter Unternehmensstart dank finanzieller Mittel und Mentoring im Programm des High-Tech-Inkubators Biointelligence Niedersachsen (HTI)

Das Startup Phaeosynt konnte nicht nur bei Startup-Wettbewerben punkten – es ist auch Alumnus im Programm BioIntelligence des Hightech-Inkubators (HTI). Phaeosynts Weg von der Konzeption bis zur Realisierung wurde von HTI-BioIntelligence und dessen Beiratsmitgliedern unterstützt. Stephanie Pfeil-Coenen (CEO) hebt hervor: „Was den HTI auszeichnet, ist der klare Fokus auf Biotechnologie. Wir hatten das Vergnügen, mit einem Team von netten Menschen zusammenzuarbeiten, denen es wirklich am Herzen liegt, Start-ups wie dem unseren zu helfen.“
Das BioIntelligence-Programm überbrückt die Lücke von der Firmenidee bis zum Proof of Concept (PoC): Es bietet exklusiven Netzwerkzugang, professionelles Coaching und Mentoring von renommierten Experten sowie 200.000 € an eigenkapitalfreien Zuschüssen. Das Programm ist vom Niedersächsischen Wirtschaftsministerium gefördert und an acht Standorten vertreten – in Hannover als High-Tech-Inkubator Biointelligence.